Im Rahmen des Elgger Ferienplausches erhalten Kinder spannende Einblicke in Institutionen wie die Feuerwehr oder ein Spital, sie können aber auch praktisches Wissen aus verschiedensten Bereichen erwerben. Zum Beispiel im Zweirad-Center Edi Kägi, wo ihnen gezeigt wird, wie ein Velo richtig gepflegt wird.
Erwartungsvoll standen sieben Kids auf dem Meisenplatz beim Brunnen, jedes ausgerüstet mit seinem Fahrrad; angemeldet für den Kurs 103, Bikepflege inklusive Reparatur. Swen Rüesch, der Lernende im zweiten Jahr, begrüsste die sechs Jungs und Virginia, das einzige Mädchen der Gruppe, und erklärte den Ablauf der nächsten beiden Stunden. Zuerst hiess es «Fahrrad putzen», was dank eines Spezialsprays eine grosse Herausforderung bot und schon nach kurzer Zeit glänzten Rahmen, Felgen und Speichen. Allerdings waren die Bikes auch schon vorher alle ziemlich sauber, es mochte wohl niemand mit einem schmutzigen Gefährt erscheinen. Mehr Beachtung verlangt die Pflege von Bremsen, Kabel, Kette und Schaltung. Hätten Sie gewusst, warum Bremsen manchmal quietschen?
Unter anderem, wenn Reinigungsspray versehentlich an Bremsscheibe oder -beläge gelangt. Um das hässliche Geräusch zu beseitigen, bietet der Markt einen weiteren Spray, der aufgesprüht und mit einem sauberen Lappen abgerieben werden kann. Swen erklärte den sehr aufmerksamen Jungmechanikern: «Die
Reinigung dient nicht nur der Pflege, sie zeigt auch Schäden auf.» Eine Feststellung, die Nando ergänzte: «… und weil es nachher gut aussieht.» Bevor Felge und Rad ins Zentrum des Interesses rückten, lernten die Jugendlichen, wie die Dicke der Bremsscheibe gemessen wird und wann diese ersetzt werden sollte, respektive, wann die Beläge an Rädern mit Felgenbremsen erneuert werden müssen.
Die Sorge vor zu wenig Profil – und gewusst wie
Während der Arbeit bot sich auch immer wieder die Gelegenheit für Gespräche, was vor allem von den sechs Buben rege genutzt wurde. Welches Modell war das bessere oder neuere? Welche Federung oder Bremse die effizientere? Die Diskussion verlagerte sich alsbald von Fahrrädern auf Motoren; Männergespräche eben. Derweil Virginia erzählte, welche Ferienplausch-Kurse sie bereits besucht hat oder noch besuchen wird: «Wildbeobachtung, Erste Hilfe, den EscapeRoom und glaubs noch einen.» Luca erzählte, dass er im Kurs «Mental fit in der Schule» war. Beide zeigten sich über das Angebot sehr zufrieden – ein Eindruck, den auch Swen bestätigte: Das Zweirad-Center Edi Kägi machte bereits mehrmals mit und sei mit der Resonanz ebenfalls sehr zufrieden. Er selbst leite zum ersten Mal einen Workshop im Rahmen des Ferienplauschs, es mache ihm sehr viel Spass: «Ich bin Trainer im Unihockey, gebe gerne Wissen an Kinder weiter.» Dass dem so ist, bestätigte ein Blick in die kleine Runde: Konzentriert und aufmerksam wurde den Worten gelauscht und den Anweisungen Folge geleistet.
Einiges an Gesprächsstoff und gegenseitigem Vergleichen bot die Kontrolle des Reifenprofils. Bei dieser Prüfung zeigt sich, wer mit dem Velo «schlirrged», um vielleicht vor den Kollegen cool dazustehen. Alle Anwesenden beteuerten, dies niemals zu machen, und tatsächlich, keiner der Pneus wies entsprechende Zeichen im Profil auf. Nando zeigte sich äusserst besorgt über Swens Feststellung, dass sein Hinterreifen noch für ungefähr 500 Fahrkilometer ausreichen, dann aber ersetzt werden müsse. Am liebsten hätte er sofort einen neuen Pneu aufgezogen, getreu dem Motto: «Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen». Mit seiner Meinung stand er allerdings alleine da. Als Rüesch die Geschichte erzählte, dass er im Rahmen einer Schulprojektwoche mit dem Velo 365 Kilometer in 20 Stunden von Genf nach Kreuzlingen geradelt sei, erntete er viel Bewunderung; aber selbst dieses Beispiel, dass das Profil für eine solche Tour noch ausreichen würde, vermochte die Sorgenfalten auf Nandos Stirn nicht zu vertreiben.
Anschliessend an das Profil wurde bei allen der Reifendruck geprüft. Welcher Druck erforderlich ist, ist auf jedem Reifen aufgedruckt – spätestens in diesem Moment outete sich die Schreiberin als unwissend, würde sie doch den Reifen einfach pumpen, bis er sich hart anfühle. Eine Bemerkung, die von einem der Jungs mit «das macht meine Mutter auch so» quittiert wurde, was das Manko nicht wirklich minderte.
Der körperlichen Anstrengung folgte die Pause
Vor der Zvieripause demonstrierte Swen, wie ein kaputter Schlauch aus dem Reifen genommen, die defekte Stelle gefunden wird und ein neuer wieder eingesetzt werden muss. Diese Arbeit erfordert einiges an Geschick, um den Schlauch nicht zu verletzen. Die Kinder lernten, dass es zwei gängige Typen von Ventilen gibt – das leichtere und längere französische Ventil für etwas schmalere Reifen – sowie das robustere Autoventil für Bikes. Sie probierten die Pumpe mit dem Adapter aus, der nötig wird, sobald ein Reifen mit dem anderen Typus aufgepumpt werden muss. Anhand eines defekten Schlauchs wurde der gesamte Reparaturprozess durchgespielt, unter tatkräftiger Mithilfe der Schüler. Bis der Reifen den nötigen Druck von vier bar aufwies, war einiges an körperlicher Anstrengung erforderlich; das erfuhr der nicht ganz freiwillig Freiwillige am eigenen Leib.
Diesem Effort folgte eine Pause mit Getränken, «Schoggi» und angeregten Gesprächen über die verschiedenen Reifen und ihre Preise. Ein grosses Thema nebst der Fachsimpelei über Profile und Bikes: der Schulstart am Montag. Für zwei der Buben geht es ins Gymnasium nach Winterthur, ein neuer Abschnitt, auf den sie sich sehr freuen, und auch bei den anderen war eine gewisse Aufregung auf das Kommende auszumachen. Sicher werden die einen oder anderen
Schüler ihren Schulweg mit dem Velo bewältigen, mindestens die sieben vom Ferienplausch-Kurs befinden sich in einem Topzustand.
Quelle: Elgger/Aadorfer Zeitung
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